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Hochsensibles Kind – erkennen, verstehen, begleiten.

Übersicht der Inhalte

Du hast diesen Blogpost angeklickt, weil Du vermutest oder bereits ziemlich sicher weißt, dass Du ein hochsensibles Kind (für bessere Lesbarkeit nenne ich im Verlauf des Textes nur die Einzahl, spreche damit aber gleichermaßen Eltern mit mehreren Kindern an) hast. Vielleicht bist Du Dir auch unsicher, ob Du selbst HSP bist oder Dein Kind hochsensibel ist. Egal aus welchem Antrieb heraus Du diesen Blogpost liest, er soll Dir helfen, Hochsensibilität ein Wenig besser zu verstehen und einzuordnen. Deshalb findest Du am Ende des Blogposts auch eine kleine Liste mit Literatur, die dich dem Thema näherbringen kann.

Hochsensibilität – kurz erklärt

Zunächst einmal möchte ich betonen, dass HS keinesfalls als eine Etikettierung zu verstehen ist. Ebenso soll diese Bezeichnung Menschen nicht in eine Schublade stecken. Viel mehr kann die Erkenntnis, dass jemand HSP ist, dazu beitragen, den Menschen (manchmal sich selbst) besser zu verstehen und somit ein besseres Miteinander zu erreichen. Ein hochsensibles Kind ist viel mehr als das. Daher warne ich gerne davor, die Hochsensibilität stets in den Vordergrund zu bringen. Aber dazu gleich noch einmal mehr.

Hochsensibilität ist in Deutschland noch nicht so bekannt wie in anderen Ländern. Die US Amerikanische Psychologin Elaine N. Aron prägte den Begriff und gilt seither als „Entdeckerin“ der Hochsensibilität. Man schätzt, dass circa 15 bis 20 Prozent der Menschen hochsensibel sind. Bis dato wurden HSP einfach als „besonders“ oder als „Sensibelchen“ bezeichnet. Schaut man sich einmal in der Film- und Serienwelt um, findet man ebenfalls einige HSP. Michael Scofield aus „Prison Break“, Neil Caffrey aus „White Collar“ oder auch Patrick Jane aus „The Mentalist“. Während die Charaktere in diesen fiktiven Geschichten oftmals für ihre besonderen Talente geschätzt werden, die sie durch die Hochsensibilität haben, gibt es im echten Leben aber auch Herausforderungen, denen sich ein hochsensibler Erwachsener oder ein hochsensibles Kind stellen muss. Denn bei Hochsensibilität kommt es nicht selten zur – salopp gesprochen – Reizüberflutung.

Ein hochsensibles Kind zu erkennen, kann manchmal schwierig sein. Kinder bis zu einem Alter von 5 Jahren haben noch keinen ausgereiften Präfrontalkortex, der es beispielsweise ermöglicht, Gefühle in „geordnete“ Bahnen zu lenken. Die Impulskontrolle ist kaum vorhanden. Der Wutanfall wegen einem falsch durchgeschnittenen Brot muss also nicht zwingend bedeuten, dass Du ein hochsensibles Kind hast. Was die „Diagnose“ (in Anführungszeichen, weil HS keine „Störung“ ist, die beispielsweise in psychologischen Manuals gelistet und klassifiziert ist und daher nicht im klassischen Sinne „diagnostiziert“ werden kann) erschwert, ist, dass Kinder sich sprachlich bis zu einem gewissen Alter noch nicht gut verständigen können und es manchmal schwierig ist, Signale von Hochsensibilität zu erkennen und zu deuten. So entwickelt sich beispielsweise Empathie erst ab einem gewissen Alter. Vorher sind Kinder wegen mangelnder Hirnreife schlicht noch nicht in der Lage, empathisch zu fühlen oder zu handeln. Gerade ein hochsensibles Kind ist oftmals aber überdurchschnittlich empathisch – weint wenn andere Kinder weinen, empfindet Schuld für Fehler, die es gar nicht begangen hat, kann kein Leid sehen, ist stark harmoniebedürftig. All diese „Besonderheiten“ zeigen sich jedoch erst ab einem gewissen Alter, ab dem das Kind empathisch empfinden kann und bleiben zuvor wahrscheinlich noch verborgen, was eine Erkenntnis erschweren kann.

Wie erkenne ich ein hochsensibles Kind?

Ein hochsensibles Kind kann auf vielen verschiedenen Eben „mehr fühlen“. Wie bereits eben Angesprochen gibt es da die Emotionale Ebene, auf der Gefühle wie Wut, Trauer, Mitgefühl und Empathie aber auch Freude zu finden sind. Ebenso kann auch der Geschmacks- oder Geruchssinn, das Hören und Sehen und Fühlen hoch sensibel auf Sinnesreize reagieren. Ein hochsensibles Kind kannst Du an verschiedenen Merkmalen erkennen, die Elaine N. Aron in ihrem Test gelistet hat. Der Test ist unter anderem auf der hier verlinkten Seite ebgebildet und kann Dir helfen, Dein hochsensibles Kind zu erkennen. Was ich an dem Test von Elaine Aron nicht gut finde, ist, dass einige der Fragen je nach Alter des Kindes wohl ein Großteil der Eltern mit JA beantworten würden. Sie sind meiner Meinung nach teilweise etwas zu allgemein gehalten. Aron selbst weist in ihrem Buch aber auch darauf hin, dass „kein Psychologischer Test […] so genau [ist], dass Sie ihre Erziehung allein an diesem Ergebnis ausrichten können.“ Weitere Tests gibt es von der Open Mind Akademie , der sich meiner Meinung nach erst für ältere Kinder (mind. Schulalter) eignet und auch der Test auf dieser Seite (m.E. ebenfalls besser passend ab dem Schulalter) kann Dir helfen zu erkennen, ob Du ein hochsensibles Kind hast.

Darüber hinaus lässt sich sagen, dass Du ein hochsensibles Kind wohl dann am besten erkennst, wenn Deine Antennen bereits ausgefahren sind und Du die Aufmerksamkeit auf das Thema richtest. Alltagsbeobachtung zeigt Dir (und anderen) oft viel besser als jeglicher Ankreuztest, ob Dein Kind hochsensibel ist oder eher nicht.

Ich habe ein hochsensibles Kind – wie soll ich damit umgehen?

Zunächst einmal ist es ein wichtiger Schritt, dass Du überhaupt erkannt hast, dass Dein Kind hochsensibel ist oder sein könnte. Das hilft Dir, Dich verstärkt mit dem Thema zu befassen und im Laufe dieses Weges, auf dem Du vermutlich viel lesen wirst, wirst Du einige „Aha-Momente“ haben. Manche Eltern beschreiben das Gefühl, dass sie und ihr Kind „endlich verstanden werden“, sogar als tiefe Erleichterung. Wie bereits oben beschrieben warne ich davor, die Hochsensibilität Deines Kindes für alles vorzuschieben. Manche Eltern versuchen mit dieser selbst gestellten „Diagnose“ durch nicht validierte Internet-Tests ihre Kinder auf einen Sockel zu stellen, als etwas „Besonderes“ darzustellen (jedes Kind ist besonders, nur nebenbei bemerkt). Andere erklären damit jegliches „unerwünschtes“ Verhalten. Beides ist sehr kritisch zu sehen. Hochsensibilität soll kein Deckmantel sein, unter dem Dein Kind agiert sondern ein Erklärungsansatz für manche außergewöhnliche Empfindungen und Reaktionen Deines Kindes. Hochsensibilität ist kein „Stempel“, den man einem Kind aufdrückt, um es von anderen Kindern abzuheben. Es ist kein Etikett für „besonders GUT sein“ (wie auch Hochbegabung hierfür kein Etikett ist) und auch kein Freifahrtschein für – entschuldige die harte Ausdrucksweise – antisoziales Verhalten.

„Mehr Gelassenheit und weniger Skepsis bei der Frage um die Existenz von Hochsensibilität wären wünschenswert. Man kann neurologisch erklären, was an den Synapsen bei hochsensiblen Menschen anders ist. Auch ein Emporheben hochsensibler Kinder hilft weder ihnen noch ihren Eltern langfristig.“ – Mira Mondstein.

Bücher, Bücher, Bücher

Mittlerweile gibt es eine lange Liste an Literatur zum Thema. Nicht selten gelistet in der Ecke der „Esotherik“, was manch einen verwundern wird. Bei manchen dieser Werke wundert es jedoch nicht, weil sie genau jene Ebene betreten, die ich für fragwürdig halte: HSP als ganz besondere über-Menschen darzustellen, die später einmal die Welt retten. Also Augen auf beim Bücherkauf 😉 Hochsensibilität ist mittlerweile leider nämlich auch ziemlich „in Mode gekommen“, weshalb nicht jedes Buch hilfreich ist.

Erziehungsratgeber für Eltern, die ein hochsensibles Kind haben, sind meiner Meinung nach nicht zwingend nötig. Ich bin auch bei hochsensiblem Kind leidenschaftliche Verfechterin der bindungs- und bedürfnisorientierten Erziehung. Eltern mit hochsensiblem Kind müssen sich nicht selten viele Kommentare bezüglich ihrer Erziehung und des Verhaltens des Kindes anhören. Von „härter durchgreifen“ ist da oft die Rede und „so einen Ausraster darf man nicht durchgehen lassen“ und „Dein Kind hat sich ja gar nicht im Griff“ über „Das ist jetzt aber nicht normal!“ Aus meiner eigenen Erfahrung mit unserer mittlerweile fast 3 Jährigen hochsensiblen Tochter kann ich sagen, dass BEI UNS das sogenannte „härter durchgreifen“ also beispielsweise lauter werden, stark schimpfen, Strafen wie sozialer Ausschluss (aus dem Zimmer schicken) das genaue Gegenteil bewirken. Der Gefühlssturm wird größer, das Geschrei lauter und die Beziehung dadurch nicht besser sondern stressvoller.

Erziehungsratgeber für Eltern, die ein hochsensibles Kind haben können an den Stellen hilfreich sein, an denen bindungsorientierte Erziehung nicht weiterkommt. Da gibt es meiner Meinung nach wenige bis gar keine. Deshalb würde ich weniger von Erziehung als viel mehr von Begleitung sprechen. Ein hochsensibles Kind muss oftmals anders begleitet werden als ein nicht hochsensibles Kind. Veränderungen in der Alltagsstruktur müssen teils vorbereitet und angekündigt oder gar eingeübt werden. Dinge wie eine Klassenfahrt oder Übernachtungsparty können für ein hochsensibles Kind äußerst herausfordernd sein. Auch die Auswahl von Medien kann eingeschränkt sein, da für ein hochsensibles Kind oftmals auch Hörspiele, Kinderfilme oder –bücher ohne Alterseinschränkung sehr aufwühlend sein können. Es braucht viel Verständnis, aber eben keine völlig andere Begleitung oder Erziehung, die ein hochsensibles Kind „in Watte packen“. Schließlich muss das Kind sich irgendwann auch alleine zurechtfinden und sich mit der Hochsensibilität im „ganz normalen Wahnsinn“ bewegen, weshalb es von vorneherein Strategien braucht, wie es seine Reizüberflutung in Grenzen halten kann.

In Ratgebern kann man hierzu Anregungen finden, seinen Alltag und seine Begleitung des Kindes dahingehend anzupassen, sodass alle sich in der Familie wohlfühlen und dass auch ein hochsensibles Kind das Gefühl hat: Ich darf genau so sein wie ich bin und werde (trotzdem oder gerade deswegen) geliebt.

Im Folgenden liste ich Dir einige Bücher auf, die das Thema Hochsensibilität oder hochsensibles Kind behandeln. Ich muss dazu sagen, dass ich keines dieser Bücher selbst besitze und meine „Empfehlung“ daher in erster Linie aus Berichten anderer Leserinnen resultiert und deshalb „mit Vorsicht zu genießen“ ist.

Die Liste ergänze ich gerne nach und nach mit Euren Empfehlungen

“Das hochsensible Kind: Wie Sie auf die besonderen Schwächen und Bedürfnisse Ihres Kindes eingehen” von Elaine N. Aron

“Alle Antennen auf Empfang – Der praktische Ratgeber für Eltern von hochsensiblen Kindern” von Mira Mondstein und Deva Wallow

“Tausendfühler Lars: Kinder mit Hochsensibilität” – eine Geschichte zum Vorlesen von Hannah-Marie Heine

“Hochsensible Mütter” von Brigitte Schorr

“Hochsensibel Mama sein – Das Ressourcen-Buch” von Kathrin Borghoff

Weiterführende Links

https://www.hochsensibleskind.org/
https://bunte-kinder.de/category/hochsensibilitaet-kinder/

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Hannah Blankenberg
Hannah Blankenberg

Psychologin (M.Sc.), Systemische Beraterin, Mama

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